Walter Kaufmann – Welch ein Leben!
Exkursion des Jahrgangs 10 ins Kino Bali
Walter Kaufmann, gebürtig Jizchak Schmeidlerwar ein deutsch-australischer Schriftsteller („Voices in the Storm“ & „Wohin der Mensch gehört“), der unwissentlich in seinen früheren Jahren von seiner Mutter zur Adoption freigegeben worden ist und dementsprechend Familienmitglied bei den jüdischen Eheleuten Sally Kaufmann und dessen Frau Johanna wurde.
Seine Eltern spielten eine zentrale Rolle in seinen jungen Jahren und auch nach ihrer Ermordung im Konzentrationslager Auschwitz hatten beide Erwachsene weiterhin einen großen Anteil an seinem Leben. Kaufmann verließ am Tag seines 15. Geburtstages, mit einem Kindertransport Deutschland und gelangte über die Niederlande nach Großbritannien, ein Verwandter half ihm sich zurechtzufinden, bis er schließlich selbst seine Zukunftspläne anging.
Er ließ sich in seinen 97 Jahren auf insgesamt drei Frauen ein, mit denen er Beziehungen führte, Angela Brunner, Etta Cameron und Lissy Kemter. Seine Kinder von Angela tragen die Namen Rebekka und Deborah, er wohnte in mehreren Ländern und auf verschiedenen Kontinenten, seine Bücher sind durch viele seiner Reisen und Erfahrungen inspiriert.
Walter Kaufmann hat zum Zeitpunkt der Filmentstehung als Protagonist am Film mitgewirkt und hat auch noch einige Ausschnitte des Filmes vor seinem Tod sehen können, die ihn sehr berührt haben sollen.
Die Drehorte für den Film begrenzten sich ebenfalls nicht nur auf Teile Deutschlands. Australien, Israel, Japan und beispielsweise Kuba sind nur einige Orte die in der Verfilmung zu sehen sind. Auch viele historische Aufnahmen aus Film und Fernsehen, die wichtig für sein Leben und Schreiben waren wurden aufgezeigt, sowie seine häusliche Umgebung, Briefe der Adoptiveltern und Einblendungen von persönlichen Erlebnissen die durch Voice Over veranschaulicht wurden.
Die Dokumentation über Kaufmanns Leben übertraf zurecht die meisten Erwartungen, die man zuvor für sich gestellt hatte, denn nicht nur seine Erzählungen, Gedanken und Buchzitate wurden mit einbezogen, sondern auch einige Ausschnitte seines privaten Lebens und dessen glückliche Wendung. Die entspannte Kinoatmosphäre erlaubte dem Publikum einen guten Einblick auf seine mühsamen Lebenswege zu erhaschen und zu keiner Zeit hatte man bei der Abwechslung zwischen nachgestellten Gesprächen und Kaufmanns Darlegung das Gefühl der Geschichte nicht folgen zu können.
Wohl eine der besten Entscheidungen die die Produzenten getroffen haben, war den Film unkommentiert zu lassen, denn so hatte jeder Zuschauer die Freiheit eigene Gedanken und Schlussfolgerungen aus dem Leben dieses Mannes und dessen Entscheidungen zu ziehen. Nicht jeder kann die Art, wie er sein Leben geführt hat, gut schätzen, aber genau diese Meinungsfreiheit bemerkte der moderierende Filmemacher Dirk Szuszies am Ende der Fragerunde an und zitierte folgende Worte die er an den Hauptdarsteller gerichtet hatte: „Es wird viele Menschen da draußen geben, die Sie für ihre Entscheidungen verurteilen werden“, zugegebener Maßen würden wir mit allem Respekt dieser Äußerung zustimmen. Denn auch wenn der Film einige freundlich zu belächelnde Szenen aufwies, gab es auch mehrere Momente bei denen sich im Saal mehrere Stimmen empört äußerten. Ein Beispiel, auf das wir nur kurz eingehen wollen bezieht sich auf die Entscheidung Walter Kaufmanns nicht mit seiner hochschwangeren Frau Angela Brunner von Bord zu gehen, sondern seine Reise fortzusetzen. Auch wenn veranschaulicht wurde, dass er diese Tat im Nachhinein bereut hätte, schütteln wir wohl trotzdem in Anbetracht dieser Unverantwortlichkeit unsere Köpfe. Grundsätzlich jedoch ein großes Lob an die Direktoren, Regie und Cutter, die den Film unterhaltsam gestalteten und sich für die detaillierte Darstellung viel Mühe und Arbeit gemacht haben.
Und gerade in diesen Zeiten können wir uns zum Abschluss auf ein berühmtes Zitat dieses Mannes besinnen: „Die Vorstellung, dass nur das Neue und Junge schön ist, vergiftet unser Verhältnis zur Vergangenheit und zu unserer eigenen Zukunft.“
Ein Beitrag von Louisa und Luisa.